Gib dem Grafiker seine Grafiken! :-)

...Vor einem Jahr, genau einen Tag nach dem Freiburger Halbmarathon, war ich dann ziemlich gefrustet. Hatte ich mich doch akribisch mit meiner Asics App auf den Lauf vorbereitet, um die zwei Stunden zu knacken. So habe ich Einheit um Einheit nach bestem Wissen und Gewissen abgespult. Da mir „Lauf-ABC“, „Fahrtspiel“ und „Intervalle“ nichts sagten, fühlte ich mich einzig dazu berufen, die angegebene Durchschnittsgeschwindigkeit zu laufen und freute mich diebisch, wenn ich in den ersten Wochen der Vorbereitung sogar einige Sekunden schneller war als gefordert. Ich hatte einfach überhaupt keine Ahnung davon, was Training bedeutet. So musste ich den Lauf immer wieder unterbrechen und ins Gehen übergehen, quälte mich und erreichte mein Ziel dennoch nicht.

Dann hielt ich den Flyer mit dem für mich eher einschüchternden Wort „Leistungsdiagnostik“ in Händen und wagte tatsächlich den nächsten Schritt: Training. Ja, so machen es die sportiven Menschen mit sportiven Zielen. Sie trainieren. Ich hatte ja keine Ahnung, was man so alles trainieren kann. Der Laufstil wird in einzelne Sequenzen aufgespalten und mit unterschiedlichen Übungen immer weiter verfeinert. Man läuft barfuß über den Rasen. Es geht Treppen rauf und runter, einbeinig, zweibeinig, gesprungen, gesprintet. Es gibt lange, langsame Läufe, dann wieder Läufe mit schnellen Zwischenstücken, dann gibt es Läufe, die bergauf statt finden. Es geht an die Stabilität des Rumpfes und der Beine. Kurz: Genau all das, was ich früher unbedingt versucht habe zu meiden. Aber all das sollte wohl tatsächlich Sinn ergeben!

„Gib' dem Grafiker seine Grafiken“ hat eine liebe Freundin soeben am Telefon zu mir gesagt. Letzten Mittwoch hatte ich nämlich meine zweite Leistungsdiagnostik und wenige Minuten später bunte Grafiken vor Augen. Ja, jetzt habe auch ich es verstanden, es hat sich was getan. Nachdem ich einige schweißtreibende Minuten auf dem Laufband verbracht und in ein kleines Gerät rein geatmet habe, spuckte das Gerät bunte Grafiken, grüne, gelbe und rote Bereiche aus, die sich deutlich von dem unterschieden, was ein Jahr zuvor die Basis meines Trainings bildete.

Ich habe dank Euch mit Konzept trainiert und ernte dafür jetzt die Früchte. So bin ich gestern entspannt wie noch nie in den Startbereich gegangen und habe es laufen lassen. Es wurde an einigen Stellen zwar beschwerlich, besonders meiner heiß und innig verfluchten blauen Brücke kurz vor Kilometer 18, aber die bunten Grafiken im Kopf besagten: Das kannst du schaffen, du läufst auch noch die letzten drei Kilometer durch, schließlich bist du im gelben, nicht im böse schmerzenden roten Bereich. So bin ich gestern meinen zweiten Halbmarathon unter zwei Stunden ins Ziel gelaufen und das hätte ich ohne Euch wohl nicht geschafft.

Vielen Dank an Euch beide für Eure Erfahrung, für das Beantworten sämtlicher Fragen rund um das Training, den Laufstil, die Ernährung, den Trainingsplan, alle Tipps und Tricks, das Ertragen meines Gemeckers während jeder Rumpfkraft, und dafür, dass ihr es einfach ignoriert und mich weiter fordert - ich scheine es offensichtlich gebraucht zu haben.

Großen Respekt vor Eurer Leistung gestern, das war und ist sensationell. Damit gebe ich seit gestern gehörig an! :)

Bleibt bitte gesund und lasst es weiter richtig zügig laufen.

Lieben Gruß,
Karin

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