Alle sprechen immer von Leistung! Je schneller, desto besser - ich bin der Meinung, das darf im Sport durchaus sein - Herausforderungen zu suchen, ehrgeizige Ziele zu haben und am Ende auch zu erreichen ist sicherlich für viele die Quintessenz des Sports! Ein Ziel hatte auch meine Kursteilnehmerin Monika, allerdings ging es ihr weniger um eine bestimmte Zeit, sondern nur um Eines: Vor dem 60. Geburtstag einen Marathon zu finishen...lest selbst
Mut zu 42,195 km – egal wie alt!
Was dem einen das Gewicht ist dem anderen das Alter… Kann man es schaffen, einen Marathon zu laufen, auch wenn man älter ist?
Laufen ist für mich der Ausgleich zu meiner sitzenden Bürotätigkeit. Dennoch, es ist ein Unterschied, ob man Freizeitläufer ist oder sich auf einen Marathon vorbereiten möchte. Ich habe 20 Jahre in Berlin gelebt, bevor ich 2011 wieder zurück nach Freiburg bin. Es versteht sich von selbst, dass ich eine begeisterte Berlin-Marathonanhängerin bin, die jahrelang am Straßenrand anfeuerte und den nachbarlichen Zuschauern mit ihrer badischen Fastnachtsrätsche auf die Nerven ging.
Für mich waren allerdings 10-km-Läufe bereits ein großer Erfolg - ich war an meiner Grenze.
Beim ersten (chaotisch organisierten) Marathon-/Halbmarathonlauf 2004 auf Mallorca, begleitete ich meine Berliner Laufgruppe als “Anfeuerin mit Rätsche“. Spontan lief ich aber dann meinen ersten Halbmarathon mit, der für mich überraschend mit 2:15 (bei 30°) endete, noch einmal im Jahr darauf mit 2:19 – ich war an meiner Grenze.
Irgendwann hörte ich im Deutschlandfunk ein Interview mit einer 80-jährigen Berlinerin, die seit Jahren den New York-Marathon mitläuft. Sie erzählte, dass sie mit 50 erst angefangen habe zu laufen. Auf die Frage, warum sie als Berlinerin denn nicht in Berlin mitlaufe, erklärte sie, dass Berlin wegen der 6-Stunden-Zeitvorgabe nicht gehe, dann müsse man in den “Besenwagen“. Auf die nächste Frage, wie lange sie denn laufe: “8 Stunden.“ Wow, erst mit 50 angefangen und mit 80 noch Marathon laufen. Seither musste ich immer wieder mal an dieses Interview denken. Wem die Zeit egal ist, dann müsste man es doch schaffen…
Es vergingen weitere 8 Jahre. Ich geriet 2012 zur Montagslaufgruppe Run² an der Sandfangbrücke und lernte Thomas Klingenberger kennen. Ein Teil der Gruppe war gerade vom Köln-Marathon/ Halbmarathon zurück und erzählte begeistert von ihren Läufen, der Gruppe, den Spaß.
Ich hörte von den beginnenden Trainingsvorbereitungen zum Freiburg Marathon/Halbmarathon. Die Gruppe war ausgesprochen unkompliziert und interessiert, nahm Rücksicht auf das unterschiedliche Laufverhalten der Mitläuferinnen und Mitläufer.
Wenn so viel von Marathon und Halbmarathon gesprochen wird, äußerte ich irgendwann vorsichtig meinen Wunsch, auch einmal einen Marathon laufen zu wollen, aber ehrlich: ich sah auch, dass ich die “old lady“ der Gruppe war/bin. Die Laufzeiten, von denen untereinander gesprochen wurde, ließen darauf schließen, dass ich fehl am Platze bin. Andererseits: Ich will keine bestimmte Zeit laufen, sondern es einfach nur schaffen.
Ich sprach Thomas Klingenberger dann doch mal während eines Laufs an, wie es denn sei, wenn man keine bestimmte Zeit anstrebe, sondern einen Marathon “nur schaffen“ will, einfach weil man Spaß am Laufen hat. Das spiele keine Rolle, jeder habe sein eigenes Ziel, der eine will schneller, der andere überhaupt, dabei aber immer gesund bleiben. Ich hörte mir seinen Laufvortrag bei Run² an, war beeindruckt und schloss daraus, dass mit dem richtigen Training auch die (älteren) Knochen mitmachen.
Langsam reifte dann wieder dieser Wunsch nach einem Marathon. Ich meldete mich an. Der individuell sehr ausgeklügelte Trainingsplan lässt keinen Zweifel zu, dass es jeder schaffen kann. Thomas ist so hilfreichund jederzeit ansprechbar, dass es einfach klappen muss.
Das erste, was ich für mich selbst lernte: Ohren auf Durchzug zu stellen, wenn andere von ihren Traumzeiten sprachen, d. h. ich lernte, “über der Zeit zu stehen.“
Ich meldete mich im April 2013 zunächst für den HM in Freiburg an - ich lief 2:13 – 6 Minuten besser als vor 8 Jahren!
Von Anfang an sollte es aber in diesem Jahr ein Marathon werden. Berlin wäre toll gewesen, NY sowieso. Es wurde im Oktober 2013 München(... und alles wägge d´r Marina). Ich habe es geschafft, in 5:07, ohne gesundheitliche Nachwirkungen – was ich ausschließlich auf das tolle Training zurückführe.
Nun bin ich an meiner Grenze. Aber an dieser laufe ich weiter, ich habe noch einige Marathons 1 x im Jahr im Auge.
2014 bin ich für NY angemeldet. In diesem Monat werde ich aber erst ‘mal 60.
MH
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